Geschichte des IWU
Gründung
Die Institut Wohnen und Umwelt GmbH wurde durch die Hessische Landesregierung gegründet und nahm am 23. Juli 1971 ihre Arbeit auf. Sitz der Gesellschaft ist Darmstadt, Gesellschafter waren und sind das Land Hessen und die Stadt Darmstadt.
Experimentierphase und Konsolidierung
Nach einer dreijährigen Experimentierphase (1971 – 1974), in der Themen wie Probleme der Städtebauförderung, Determinanten der Wohnungsversorgung und die Fallstudie einer Großwohnsiedlung in Darmstadt eher wissenschaftlich-theoretisch bearbeitet wurden, entwickelten Geschäftsführung und ein Teil der wissenschaftlich Beschäftigten ein neues Konzept für die künftige Institutsarbeit. Dieses Konzept sah eine enge Verbindung der wissenschaftlichen Forschung zur politischen und planerischen Praxis vor und betonte die Notwendigkeit, verwertbare und durchsetzbare Vorschläge zu erarbeiten. Arbeitsschwerpunkte in den folgenden Jahren waren Themen wie: Entwicklung der Siedlungsstruktur in Hessen, Modernisierung und Sanierung im Wohnungs- und Städtebau, Entwicklung des Wohnungsbedarfs und der -nachfrage insbesondere für die sozial schwächeren Schichten, Weiterentwicklung von Instrumenten der Bürgerbeteiligung und die Verbesserung des Wohnumfeldes vor allem im Bereich Verkehr.
Erweiterung um das Thema Energieeinsparung in Gebäuden
1985 fasste die Hessische Landesregierung den Beschluss, die fachliche Arbeit um Fragen der rationellen Energienutzung in Gebäuden zu erweitern. Seit 1986 werden neben wohnungspolitischen Fragestellungen im Forschungsbereich Energie Konzepte für Niedrigenergie- und Passivhäuser im Neubau und Bestand untersucht und Planungs- und Bewertungswerkzeuge für die Energieeffizienz von Gebäuden entwickelt. Als zentrales Forschungsprojekt wurde 1989 und 1993 im Auftrag der Enquete-Kommission des deutschen Bundestages „Schutz der Erdatmosphäre“ das Energiesparpotential durch Wärmeschutzmaßnahmen für den deutschen Gebäudebestand bestimmt und Hemmnisse seiner Ausschöpfung analysiert. Die hier entwickelte deutsche Gebäudetypologie ist seither kontinuierlich fortgeschrieben worden.
1996 bis 2017 waren das IMPULS-Programm Hessen und die daran anknüpfende Hessische Energiesparaktion (HESA) beim IWU angesiedelt, um insbesondere Weiterbildungsinstrumente für planende Berufe und Akteure der Wohnungswirschaft zu erarbeiten.
Ausblick
Auch heute sind – wenn auch unter veränderten Vorzeichen – viele Fragestellungen und Themen der frühen Jahre weiterhin aktuell. Dabei hat die interdisziplinäre Bearbeitung von energietechnischen, akteursspezifischen und wohnungspolitischen Forschungsfragen an Bedeutung gewonnen.
Ein größeres Gewicht werden in Zukunft Fragen zur angestrebten Wärmeversorgung des Gebäudebestandes mit erneuerbaren Energien einnehmen – dies betrifft sowohl die praktischen Fragen der Intallation von Elektrowärmepumpen im Bestand als auch die systemischen Herausforderungen durch den volatilen Charakter einer Stromversorgung mit Wind und Sonne. Auch soll verstärkt der Energieaufwand bei der Herstellung von Materialien und Geräten in den Blick genommen werden. Weitere Herausforderungen stellen die von vielen Handlungsträgern geforderte Definition und Operationalisierung von Zielstandards für den klimaneutralen Gebäudebestand und die praxisnahe Kontrolle der Zielerreichung über Meilensteine und Indikatoren dar.
Eine holistische Sicht auf den Gebäudeenergieverbrauch wird auch das Verhalten der Nutzer stärker einbeziehen und u. a. empirische Daten für eine realitätsnahe Modellierung des Verhaltens nutzen.
Darüberhinaus sollen die Mobilisierung von Akteuren, zukunftsfähige Wohnformen, Klimaanpassung und Governance-Aspekte als eigenständige Themenschwerpunkte der Akteursforschung vertieft werden.
Einzelwirtschaftliche Betrachtungsweisen werden verstärkt durch eine gesamtwirtschaftliche Perspektive ergänzt, die sich darauf konzentriert, wie ein politisch gesetztes Ziel zu den geringsten Kosten realisiert werden kann und dabei die externen Kosten einbezieht.
In Bezug auf die Fragestellungen der Wohnungsversorgung werden der Analyse und dem Monitoring von Wohnungsmarktentwicklungen höhere Bedeutung zukommen (z. B. Gebietskulissen für mietrechtliche Regulierungsinstrumente).
Durch die Herausforderungen des demografischen Wandels steigt zudem der Bedarf an zielgruppenspezifischen Wohnungsmarktprognosen.
50 Jahre Forschung am IWU (Auszug aus IWU-Jahresbericht 2021)