Die Diskrepanz zwischen Energiebedarf und -verbrauch bei Nichtwohngebäuden – ein empirischer Ansatz
Zum Thema Energiebedarf und -verbrauch bei Nichtwohngebäuden ist in der "Bauphysik" (Volume 37, Issue 5, October 2015) ein neuer Beitrag von IWU-Wissenschaftlern verfügbar:
Im Forschungsprojekt “Teilenergiekennwerte von Nichtwohngebäuden (TEK)“ aus dem EnOB-Forschungsprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) wurde eine Datenbasis aus 93 Nichtwohngebäuden im Bestand mit detaillierten Parametern der wärmetechnischen Beschaffenheit der Gebäudehülle, der energetischen Effizienz der technischen Anlagen, des Nutzerverhaltens sowie Angaben zum Energiebedarf und -verbrauch erarbeitet. Die gemeinhin zu beobachtende Diskrepanz von berechnetem Endenergiebedarf Wärme und gemessenem Energieverbrauch wird auf Grundlage dieser Datenbasis untersucht. Allgemein ist dabei zu beobachten, dass bei energetisch effizienten Gebäuden der berechnete Bedarf den tatsächlichen Verbrauch tendenziell eher unter- und bei älteren, energetisch schlechteren Gebäuden eher überschätzt. Dieser Trend, der mittels einfacher linearer Regression deutlich sichtbar wird, ist jedoch von einer erheblichen Streuung überlagert.
Ein erweiterter Ansatz zur Analyse ist daher notwendig. Als wichtige Einflussfaktoren der Energiebedarfsbilanzierung werden objektspezifisch erhobene Nutzungsparameter mittels der Methodik der multiplen linearen Regression untersucht. Die so identifizierten Einflussfaktoren erklären die beobachteten Streuungen deutlich besser, wenn auch immer noch nicht vollständig. Aus den gewonnenen Erkenntnissen der Regressionsanalysen werden Funktionen zur Schätzung eines Energieverbrauchs mit Standardfehler hergeleitet, welche mit einer quantifizierbaren Wahrscheinlichkeit den realen Verbrauch umfassen. Dieser methodische Ansatz eignet sich dabei vorwiegend zur energetischen Bewertung von größeren Gebäudeportfolios oder Quartieren, aber auch zur realistischeren Einschätzung von Energieeinsparungen bei Einzelgebäuden infolge von energetischer Modernisierung.