Datenbank schließt Wissenslücken zu Nichtwohngebäuden
Klimaschutzziele erreichen
Seit Kurzem stellt die neue „Forschungsdatenbank Nichtwohngebäude (EnOB:dataNWG)“ umfassende Daten über Struktur und energetische Qualität von Nichtwohngebäuden (NWG) in Deutschland bereit. Wissenschaftler unter Koordination des IWU erstellten erstmals eine Datenbank, die Wirtschaft, Wissenschaft und Politik statistisch valide Angaben über z. B. Anzahl, Größe, Alter und die energetische Beschaffenheit dieser Gebäude bietet. Aus den im Forschungsprojekt gewonnenen Daten lässt sich ableiten, dass die energetische Modernisierung deutlich schneller ablaufen muss, wenn die Klimaschutzziele im Gebäudebereich erreicht werden sollen.
Nichtwohngebäude mit geringer Modernisierungsrate
Zu den wichtigsten Ergebnissen des Forschungsprojektes zählt: NWG-Altbauten, die nahezu 58 % der Gebäude in diesem Segment darstellen, weisen nur an etwa 28 % der Außenwandflächen bereits eine Wärmedämmung auf und die Dämmrate an diesem Bauteil ist mit ca. 0,9 ± 0,3 %/a sehr gering. Die Bestände würden in zu geringem Maße mit Dämmung nach modernem Standard versehen, eine deutliche Erhöhung der Dämmrate erschiene notwendig, so Projektkoordinator Michael Hörner in einem im Onlineportal „Energiewende bauen“ veröffentlichten Beitrag.
Zweiter zentraler Befund des rund sechs Jahre währenden dataNWG-Projektes: „Der Energieträgerwechsel zwischen 2010 und 2014, weg von fossilen Brennstoffen, war für eine erfolgreiche Wärmewende unzureichend.“ Alte Erdgas-Heizkessel würden in über 80 % der Fälle wieder durch neue Kessel mit fossilen Brennstoffen ersetzt, stellt der Wissenschaftler in der Veröffentlichung fest.
Die erfolgreiche Durchführung des Projekts zeigt, dass ein regelmäßiges Monitoring des NWG-Sektors möglich ist. Und das recht kostengünstig, zumindest wenn man es mit der Gebäude- und Wohnungszählung im Rahmen des Zensus vergleicht.
Segmentierung des Bestands der Nichtwohngebäude in Deutschland nach thermischer Relevanz: Tatsächlich gibt es mit ca. 21 Mio. sehr viele Nichtwohngebäude in Deutschland. Viele davon sind aber von untergeordneter Bedeutung, wie z. B. Garagen, Gartenhütten, Schuppen etc. Für die GEG-relevanten Nichtwohngebäude hingegen, die für die Energiewende und die Klimaschutzziele von besonderer Bedeutung sind, leitet das Forschungsinstitut aus der Erhebung mit knapp 2 Mio. eine niedrigere Anzahl ab, als sie bisher in Szenarien und Statistiken angegeben wurden.© IWU
Gemeinsam mit den Verbundpartnern Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung und Bergische Universität Wuppertal präsentierte das IWU den neuen Datenschatz im Rahmen einer Abschlusstagung, an der im Frühjahr 2021 rund 200 Interessenten aus Forschung, Wirtschaft und Politik teilnahmen. Einhellig waren die Experten der Meinung, dass ein zukünftig einzurichtendes Gebäuderegister eine zentrale Rolle spielen sollte. Neben vielen anderen wichtigen Anwendungen, würde mit einem Gebäuderegister auch der Aufwand für die Stichprobenziehung und die Datenerhebungen deutlich reduziert.
Die Präsentationen zu den Projektergebnissen und Videos von der Abschlussveranstaltung stehen auf der dataNWG-Projektwebsite zum Download zur Verfügung.
Zugriff auf die Datenbank bereitgestellt
Das IWU ermöglicht Dritten – beispielsweise Interessenten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik – den Zugriff auf die neue NWG-Datenbank. Dafür hat das IWU mehrere Zugangsoptionen eingerichtet. Alles Wissenswerte dazu ist aufgeführt unter:
www.datanwg.de/forschungsdatenbank
Darüber hinaus stehen Michael Hörner und Dr. Holger Cischinsky, der das stichprobenmethodische Konzept der Erhebung entwickelte, allen Interessenten gerne für Auskünfte zur Verfügung:
Kontakt Dr. Holger Cischinsky
Kontakt Michael Hörner