Infomail aus der Energieforschung des IWU |
Darmstadt, den 16. Juni 2021 |
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Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
mit dieser E-Mail aus der Energieforschung des IWU erhalten Sie heute Informationen zu:
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Im Modellprojekt PassivhausSozialPlus wurden 42 geförderte Mietwohnungen für Menschen mit Zugangsschwierigkeiten zum Wohnungsmarkt geschaffen. Es umfasst ein Bestandsgebäude, das mit Passivhaus-Komponenten modernisiert wurde und einen Ersatzneubau im Passivhaus-Standard. Hocheffiziente energetische Standards wurden mit einem Abrechnungsmodell für Betriebskosten kombiniert, das Sparanreize für Strom und Wasser setzen soll. Für das modernisierte Bestandsgebäude, das seit Herbst 2019 vermietet ist, liegen nun Messergebnisse aus dem Intensivmonitoring des ersten Jahres vor.
Der Fernwärmeverbrauch für Raumwärme (inkl. Verteilverluste) liegt mit 21,3 kWh/(m²*a) extrem niedrig. Dabei betrugen die durchschnittlichen Raumtemperaturen im Winter komfortable 22,0 Grad Celsius.
Beim Warmwasserverbrauch wurde der Planungswert mit 20 Liter pro Person und Tag um 20 % unterschritten. Der gesamte Trinkwasserverbrauch lag mit 21,0 m² pro Person und Jahr – ohne den Verbrauch für die Toilettenspülung – um 28 % unter dem entsprechenden mittleren Verbrauch in Deutschland.
Der Haushaltsstromverbrauch war mit 22,0 kWh/(m²*a) in Anbetracht der hohen Personenbelegungsdichte im Gebäude sehr niedrig; er überstieg den Verbrauch, den der Stromspiegel Deutschlands für die niedrigste der sieben Verbrauchsklassen ausweist um nur ca. 2 %. Vom Stromverbrauch des Gebäudes (Haushaltsstrom und Betriebsstrom) konnten durch die Photovoltaikanlage in Verbindung mit einem Batteriespeicher ca. 40 % durch Sonnenenergie gedeckt werden.
Die hohen energetischen Standards wurden mit moderaten Baukosten erreicht. Die abgerechneten Kosten für die Modernisierung des Bestandsgebäudes betragen 1.487 €/m² Wohnfläche für die Bauwerkskosten (Kostengruppe 300 und 400) und enthalten neben der energetischen Modernisierung und Wohnflächenerweiterung auch die Kosten für die Einbauküchen mit energieeffizienten Küchengeräten, die LED-Beleuchtung und die PV-Anlage mit Batteriespeicher.
Die Messungen im Gebäude werden bis Sommer 2022 fortgesetzt.
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Zum Bericht (PDF) »
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In Wohnungsunternehmen herrscht häufig Unsicherheit, welche Energieeinsparungen mit energetischen Modernisierungsmaßnahmen tatsächlich erreicht werden können. Hier fehlt ein verlässliches Prognoseinstrument.
Ein aktueller Forschungsbericht des IWU stellt nun eine Systematik für das Verbrauchscontrolling in Wohnungsunternehmen vor, bei dem der Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser über einen Soll-Ist-Vergleich im jährlichen Rhythmus geprüft wird. Die Sollwerte werden dabei nicht über eine Normbilanzierung nach dem Gebäudeenergiegesetz, sondern über eine möglichst realistische Energiebilanzierung ermittelt. Dabei werden auch die Unsicherheiten der Eingangsdaten und des Berechnungsergebnisses abgeschätzt und zu jedem Vergleichswert eine Unsicherheitsspanne angegeben. Bei der Anwendung auf ca. 130 Gebäudeblöcke mit etwa 2900 Wohnungen zeigte sich, dass die Mehrzahl der Verbrauchswerte innerhalb des durch die Realbilanzierung ermittelten Erwartungsintervalls liegt. Die außerhalb liegenden Verbrauchswerte werden noch einer näheren Überprüfung unterzogen.
Neben dem Bericht steht auch ein Excel-Tool (UValEst-CalcPad.xlsx) zum Download zur Verfügung, mit dem Schätzwerte und Bandbreiten von U-Werten opaker Konstruktionen von Bestandsgebäuden ermittelt werden können und dessen Methodik ebenfalls im Bericht dokumentiert ist.
Die im Bericht dargestellten Ergebnisse stellen einen Zwischenstand des Projekts MOBASY (Modellierung der Bandbreiten und systematischen Abhängigkeiten des Energieverbrauchs zur Anwendung im Verbrauchscontrolling von Wohngebäudebeständen) dar.
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Zum Bericht (PDF) »
Zum Download des Excel-Tools UValEst-CalcPad.xlsx »
Zur Projekt-Website Mobasy (IWU) »
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Die Stadtverordneten Darmstadts haben 2019 das ehrgeizige Ziel beschlossen, dort, wo der Magistrat Handlungsoptionen und Einfluss hat, bis 2035 die Netto-CO2-Emissionen Darmstadts auf null zu senken (SV 2019/0043). Vor der Wissenschaftsstadt Darmstadt steht jetzt die riesige Aufgabe, die dafür notwendigen Maßnahmen zu definieren und in die Wege zu leiten.
Im Rahmen seiner Mitarbeit in zwei Arbeitsgruppen des Klimaschutzbeirates zur Fortschreibung des Klimaschutzkonzepts Darmstadts hat das IWU zusammen mit dem Passivhausinstitut hierzu Vorschläge gemacht. In zwei Arbeitspapieren wird beschrieben, mit welchen Instrumenten die notwendige Reduktion der Treibhausgasemissionen im Bereich Gebäude und Wärmeversorgung schnellst möglich strategisch vorbereitet werden muss.
Dabei gibt es grundsätzlich zwei gleich wichtige „Stellschrauben“: Die Erhöhung der Energieeffizienz der Gebäude und die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung. Die Wissenschaftsstadt Darmstadt sollte als Vorbild im Einflussbereich des Magistrats die erforderlichen Maßnahmen in beiden Bereichen umsetzen und so auch die nicht-öffentlichen Gebäudeeigentümer von der Notwendigkeit und Machbarkeit überzeugen. |
Buildings for Future: Klimaneutralität im Gebäudebestand (PDF) »
Heating for Future: Klimaneutralität in der Wärmeversorgung (PDF) »
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Bei Verkauf, Neuvermietung oder Neubau eines Nichtwohngebäudes muss ein Energieausweis vorgelegt werden, der über den zu erwartenden Wärme- und Strombedarf informiert. Bei Bestandsbauten darf dieser auf Grundlage von gemessenen Verbrauchs- oder von berechneten Bedarfsdaten ausgestellt werden. Im Verbrauchsausweis wurde zur Orientierung bislang als Vergleichswert der durchschnittliche Verbrauch ähnlicher Gebäude ausgewiesen. Diese Vergleichswerte wurden erstmalig im Rahmen der Energieeinsparverordnung (EnEV 2007) als Durchschnittswerte für Verbräuche von Nichtwohngebäuden, die zum Teil sehr heterogen genutzt werden, berechnet und anschließend um rund 30 % pauschal reduziert (EnEV 2009). Daher waren sie eingeschränkt aussagekräftig.
Das IWU hat deshalb eine Methode entwickelt, mit der Vergleichswerte auf Grundlage von normierten Randbedingungen für verschiedene Nutzungen gebildet werden können (Referenz-Energiekennwert-Methodik). Sie stellt eine Weiterentwicklung der Teilenergiekennwert-Methode dar, mit der eine schnelle energetische Bilanzierung von Nichtwohngebäuden im Bestand möglich ist.
Basierend auf statistischen Verfahren wurden die Nutzungszonen mit ihrer technischen Gebäudeausrüstung standardisiert und anschließend die Teilenergiekennwerte der technischen Gewerke (Heizung, Warmwasserbereitung, Lüftung, eingebaute Beleuchtung, Kühlung, Hilfsenergie für Kühlung, Be- und Entfeuchtung sowie Sonstiges) für die 52 Gebäudekategorien berechnet und tabellarisch zusammengefasst. Für den Energieverbrauchsausweis werden aus dieser Tabelle die Teilenergiekennwerte der technischen Gewerke, die im zu bewertenden Gebäude vorkommen, zur Bildung der Vergleichswerte für Wärme und Strom zusammengestellt. Durch diese individualisierte Vorgehensweise berücksichtigen sie die jeweils vorhandene Energieverbrauchsstruktur eines Gebäudes und sind deshalb angesichts der heterogenen Nutzung von Nichtwohngebäuden besser zur Bewertung der energetischen Qualität geeignet als Durchschnittswerte für den mittleren Verbrauch einer Gebäudekategorie.
Mit Bekanntmachung vom 15. April 2021, veröffentlicht am 3.5.2021, schreibt die Bundesregierung nun die vom IWU mit dieser Methodik ermittelten Vergleichswerte für die Ausstellung von Energieverbrauchsausweisen für Nichtwohngebäude vor. Dabei wurde das bisherige Prinzip, die Vergleichswerte tabellarisch einer bestimmten Gebäudekategorie zuzuordnen, beibehalten.
Der Forschungsbericht des IWU zur Ermittlung der Vergleichswerte wird in Kürze vom Auftraggeber, dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), veröffentlicht. Eine vorbereitende Studie zur Referenz-Energiekennwert-Methode steht bereits als BBSR-Online-Publikation zur Verfügung. |
Zur amtlichen Veröffentlichung (Bundesanzeiger, 3.5.21) »
Zum Download des Berichts zur Referenz-Energiekennwert-Methode »
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Das IWU ermöglicht Dritten die Durchführung von eigenen wissenschaftlichen Auswertungen mit der „Forschungsdatenbank Nichtwohngebäude“.
Diese ist das Ergebnis des vom IWU koordinierten Verbundprojekts ENOB:dataNWG. Sie stellt für die ca. 21 Millionen Nichtwohngebäude Deutschlands erstmals statistisch valide Daten u.a. über Anzahl, Größe, Nutzung, Baualter und Flächen sowie zur energetischen Beschaffenheit von Gebäudehülle und technischen Anlagen bereit.
Auf der Projekt-Website werden drei Optionen angeboten, auf die Datenbank zuzugreifen und tabellarische Auswertungen zu erstellen: Fernrechnen via Tabellenkonfigurator des IWU, Fernrechnen via R-Skript oder über einen Zugang als Gastwissenschaftler am IWU.
Erste Auswertungen im IWU ergeben einen hohen Modernisierungsbedarf. So weisen NWG-Altbauten, die rund 58 % der beheizten oder gekühlten Nichtwohngebäude ausmachen, nur an etwa 28 % der Außenwandflächen bereits eine Wärmedämmung auf. Zudem ist die Dämmrate an diesem Bauteil mit ca. 0,9 ± 0,3 % pro Jahr sehr gering. Auch werden bei über 83 % der Nichtwohngebäude Heizkessel mit fossilen Brennstoffen zur Wärmeerzeugung genutzt und bei Ersatzmaßnahmen alte Erdgas-Heizkessel in über 80 % der Fälle wieder durch Kessel mit fossilen Brennstoffen ersetzt.
Gemeinsam mit den Verbundpartnern Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung und Bergische Universität Wuppertal präsentierte das IWU den neuen Datenschatz im Rahmen einer Abschlusstagung, an der im Frühjahr 2021 rund 200 Interessenten aus Forschung, Wirtschaft und Politik teilnahmen. Einhellig waren die Experten der Meinung, dass ein Gebäuderegister eingerichtet werden sollte, mit dem sich der Aufwand für die Datenerhebungen deutlich reduzieren ließe.
Präsentationen und Videos zu den Ergebnissen des Forschungsprojektes dataNWG und ihrer Relevanz finden Sie in der Dokumentation der Abschlussveranstaltung vom 28.-29.4.21 (mit Video-Mitschnitt).
Einen Überblick über das Forschungsprojekt dataNWG bietet die Projektinformation im Online-Portal des Projektträgers Jülich. |
Zur Website mit Zugang zur Forschungsdatenbank »
Zur Dokumentation der Abschlusstagung Forschungsdatenbank»
Zum Online-Portal "EnergieWendeBauen" mit Projektinformationen »
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Am 29. Juni 2021 findet der Abschluss des Runden Tisches „Neue Impulse für den nachhaltigen Klimaschutz im Gebäudebestand“ als Hybridveranstaltung (in Berlin und online) statt. Der Deutsche Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e. V. (DV) hat die einjährige Dialoginitiative zusammen mit dem IWU und mit Unterstützung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) durchgeführt und dafür vier Sitzungen und mehrere Expertengespräche organisiert. Ziel war ein konstruktiver Dialog zwischen den zentralen Akteuren, um sich auf einen gemeinsamen Weg für mehr Klimaschutz im Gebäudebestand zu verständigen.
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Zur Website mit weiteren Informationen »
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- Koch, Thilo; Achenbach, Samuel; Müller, André (2021). Anpassung der Kostenfunktionen energierelevanter Bau- und Anlagenteile bei der energetischen Modernisierung von Altbauten auf das Preisniveau 2020. Werkstattpapier vom 31.3.21. Darmstadt: Institut Wohnen und Umwelt.
Zum Werkstattpapier (PDF) »
- Jahresbericht 2020. Darmstadt: Institut Wohnen und Umwelt.
Zum Jahresbericht (PDF)»
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Mit freundlichen Grüßen
aus dem Institut Wohnen und Umwelt (IWU) |
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