Infomail aus der Energieforschung des IWU
Darmstadt, den 07.12.2023
Neues aus der Energieforschung
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Im Forschungsprojekt MOBASY stand die Minimierung des Energieverbrauchs von Mietwohngebäuden im Fokus, sowohl auf der Ebene von größeren Beständen als auch für zwei konkrete Gebäude. Im Projektteil "Realbilanzierung" hat das IWU in Zusammenarbeit mit der Nassauischen Heimstätte | Wohnstadt Frankfurt, der bauverein AG Darmstadt und der Wohnbau Gießen für eine Gebäudestichprobe mit unterschiedlichem Modernisierungsstand Energieverbrauchswerte ausgewertet und mit aus physikalischer Sicht erwarteten Werten verglichen. Im Projektteil „PassivhausSozialPlus“ wurden ein modernisiertes Bestandsgebäude und ein Neubau der Neuen Wohnraumhilfe über drei Jahre messtechnisch evaluiert und bezüglich Baukosten, Nebenkosten sowie Erfahrungen in der Planungs- und Bauphase ausgewertet.

Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Forschungsprojekt wurde nun abgeschlossen und umfassend dokumentiert.

Bislang bestehen für Vermieter wenig Anreize, energiesparende Investitionen in Bezug auf die Wärmeversorgung oder die Gebäudehülle vorzunehmen, denn entsprechend der Heizkosten-Verordnung hat der Mieter die Heizkosten zu zahlen.

Dieses Problem gehen das IWU, die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Universität Kassel, die Westsächsische Hochschule Zwickau, die Jenawohnen GmbH sowie die Brunata-Metrona-Gruppe, ein Mess- und Energiedienstleister, mit dem gemeinsamen Forschungsprojekt „Innovative Wärmeservice-Modelle“ (InWaMod) an.

Das Projekt soll neue Wege aus dem Mieter-Vermieter-Dilemma bei der CO2- und Energieeinsparung aufzeigen und ihre Realisierbarkeit prüfen. Hierzu zählen Teilwarmmietenmodelle und Wärmeliefermodelle.

Der Erfolg von energetischen Modernisierungen von Gebäuden wird häufig in Zweifel gezogen, weil der absolute Energieverbrauch sich nicht in dem Maße verringert, wie es aufgrund des errechneten Bedarfs erwartbar wäre. Diese auch als Rebound-Effekt bezeichnete Diskrepanz wird häufig (allein) dem Verhalten der Gebäudenutzer zugeschrieben, obwohl bislang kaum detaillierte empirische Kenntnisse zum Heiz- und Lüftungsverhalten vorlagen.

In dem durch das Bundesforschungsministerium geförderten Verbundprojekt KOSMA untersuchte das IWU federführend gemeinsam mit dem Ecolog-Institut, dem Fraunhofer ISI und der Nassauischen Heimstätte | Wohnstadt (NHW) das Wärmenutzungsverhalten in Miethaushalten der NHW mit Blick auf Unterschiede zwischen verschiedenen energetischen Gebäudezustandsklassen und weiteren baulich-technischen sowie nutzerbedingten Merkmalen.

Die Ergebnisse des Projekts liefern Erkenntnisse darüber, wie Gebäudenutzer in verschiedenen Räumen und Situationen heizen und lüften und welche Faktoren sie dabei beeinflussen. Dabei wurden keine Hinweise auf Verhaltensrebounds ermittelt. Die Querschnittsvergleiche von berichtetem Wärmenutzungsverhalten in Gebäuden mit unterschiedlicher energetischer Qualität liefern eine umfassende Datenbasis, um Wissenslücken zu schließen und die Diskussion nutzerbedingter Rebound-Effekte zu fundieren. Energetische Berechnungen zur Abgrenzung baulich/technischer und verhaltensbedingter Anteile am (Mehr-)Verbrauch vertiefen die Thematik aus ingenieurwissenschaftlicher Sicht.

Bei Verkauf, Neuvermietung oder Neubau eines Nichtwohngebäudes muss ein Energieausweis vorgelegt werden, der über den zu erwartenden Wärme- und Strombedarf informiert. Bei Bestandsbauten darf dieser auf Grundlage von gemessenen Verbrauchs- oder von berechneten Bedarfsdaten ausgestellt werden.

In Verbrauchsausweisen wurden die zur Orientierung ausgewiesenen Vergleichswerte bis 2020 über die durchschnittlichen Verbräuche ähnlicher Nichtwohngebäude ermittelt, die eingeschränkt aussagekräftig waren.

Das IWU hat deshalb eine Methode entwickelt, mit der Vergleichswerte auf Grundlage von normierten Randbedingungen für verschiedene Nutzungen gebildet werden können (Referenz-Energiekennwert-Methodik). Basierend auf statistischen Verfahren wurden hierzu die Nutzungszonen mit ihrer technischen Gebäudeausrüstung standardisiert und anschließend die Teilenergiekennwerte der technischen Gewerke für die 52 Gebäudekategorien berechnet und tabellarisch zusammengefasst. Für den Energieverbrauchsausweis werden aus dieser Tabelle die Teilenergiekennwerte der technischen Gewerke, die im zu bewertenden Gebäude vorkommen, zur Bildung der Vergleichswerte für Wärme und Strom zusammengestellt. Durch diese individualisierte Vorgehensweise berücksichtigen sie die jeweils vorhandene Energieverbrauchsstruktur eines Gebäudes und sind deshalb angesichts der heterogenen Nutzung von Nichtwohngebäuden besser zur Bewertung der energetischen Qualität geeignet als Durchschnittswerte für den mittleren Verbrauch einer Gebäudekategorie.

Mit Bekanntmachung der Regeln für Energieverbrauchswerte und der Vergleichswerte im Nichtwohngebäudebestand vom 15. April 2021 (veröffentlicht am 03.05.2021) im Rahmen des Gebäudeenergiegesetzes, schrieb die Bundesregierung die vom IWU mit dieser Methodik ermittelten Vergleichswerte für die Ausstellung von Energieverbrauchsausweisen für Nichtwohngebäude vor.

Der Forschungsbericht des IWU zur Ermittlung der Vergleichswerte wurde erst vor kurzem vom Auftraggeber, dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), veröffentlicht.

Zum 1. April 2024 suchen wir einen wissenschaftlichen Mitarbeiter (m/w/d) für die Forschungsfelder "Energetische Gebäudebewertung und -optimierung" sowie "Strategische Entwicklung des Gebäudebestandes". Die Schwerpunkte der Stelle liegen in den Themengebieten:

  • Analyse von Einzelgebäuden und Gebäudebeständen im Hinblick auf Energiebilanzen, Klimaschutz, Stoffströme und Nachhaltigkeit
  • Konzepte und Szenarien für die Verbesserung der Energieeffizienz und die Umstellung auf erneuerbare Energien im Bereich der Wohn- und Nichtwohngebäude
  • Erwartet wird ein Hochschulabschluss an einer Universität (Diplom/ Master oder Promotion) in einem themenrelevanten Studiengebiet (z. B. Ingenieurswissenschaften) und fundierte Fach- und Methodenkenntnisse.

    Wir bieten eine anspruchsvolle Tätigkeit in einem interdisziplinären Forschungsumfeld, die Möglichkeit zum Homeoffice und eine Vergütung nach TV-H (EG13 oder EG14).

    Bei langjähriger Berufserfahrung und hoher Fachkompetenz ist eine unbefristete Einstellung möglich, ansonsten ist die Stelle zunächst nach WissZeitVG § 2 (1) auf drei Jahre befristet.

    Bewerbungsschluss ist der 15.12.2023.

    Behr, Iris; Schoenefeld, Jonas J.; Spieker, Luise (2023). Klimaschutzpotentiale im Gebäudebestand erschließen: Der Weg zum Kommunikationskompass für die Gebäudemodernisierung. Forschungsbericht.

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    Großklos, Marc; Müller, André (2022). Low rents and low operating costs in social housing—An example from Germany. Acta Polytechnica CTU Proceedings, 38, 262–268.

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    Koch, Thilo; Grafe, Michael; Müller, André (15.6.2023). Stellungnahme zum Referentenentwurf des Wärmeplanungsgesetzes vom 01. Juni 2023 im Rahmen der Länder- und Verbändebeteiligung. Darmstadt: Institut Wohnen und Umwelt.

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    Müller, André (2023).). Geodatenbasierte Abgrenzung von Quartieren anhand baulicher Strukturen am Beispiel Berlin. Flächenmanagement und Bodenordnung, Heft 6 / 2023.

    Schmeing, Astrid; Schoenefeld, Jonas J.; Frommer, Birte (2023). Auswertung: Die Mollerstadt in Darmstadt – ein Quartier voller Herausforderungen? In: Schmeing, Astrid (Hg.). Zukunftsorientierte nachhaltige Stadtentwicklung. Eine transdisziplinäre Untersuchung am Beispiel eines innerstädtischen Quartiers (216–255). München: oekom verlag.

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    Stein, Britta; Behr, Iris; Bellmer, Thomas (2023). Handlungsfeld Gebäude. Graue Energie und graue Emissionen bei der Modernisierung im privat gehaltenen Gebäudebestand. Herausgegeben von: Schmeing, Astrid. In: Schmeing, Astrid (Hg.). Zukunftsorientierte nachhaltige Stadtentwicklung. Eine transdisziplinäre Untersuchung am Beispiel eines innerstädtischen Quartiers (102–124). München: oekom verlag.

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    Stephenson, Paul; Schoenefeld, Jonas J. (2023).The role and functioning of evaluation in the European Union. In: Varone, F.; Jacob, S.; Bundi, P. (Hg.). Handbook of Public Policy Evaluation, 266-284. Edward Elgar Publishing.

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    Mit freundlichen Grüßen
    aus dem Institut Wohnen und Umwelt (IWU)

    Institut Wohnen und Umwelt GmbH
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